Neuer Anlauf Eishalle Liechtenstein

01.02.2021

Bericht aus dem Vaterland vom 29.01.2021

Der Liechtensteiner Eishockey, Inline und Skate Verband (LEIV) möchte mit weiteren Sportverbänden Klarheit schaffen.

Neu ist das Thema einer Eishalle mit Normgrössen in Liechtenstein nicht. Seit 20 Jahren wird es von mehreren Seiten ab und an wieder angesprochen. Aber «wirklich Konkretes» wurde nie daraus, meint Karl Otto Gämperli, Präsident des Liechtensteiner Eishockey- und Inlineverbands (LEIV). Das soll sich jetzt ändern. Im Dezember 2020 lancierte er zusammen mit anderen das ambitionierte Projekt «Eishalle FL 2025», worüber in den vergangenen Tagen alle Sportverbände im Land, das LOC, die Stabstelle für Sport, verschiedene politische Vertreter der Parteien, die Gemeinden, die Sportkommission und das Schulamt in Kenntnis gesetzt wurden. Über 250 Briefe wurden verschickt. 

«Uns geht es darum, dass alle auf dem gleichen Stand sind und die politischen Entscheidungsträger einmal davon gehört haben, dass wir an einer Eishalle dran sind», erklärt Gämperli. Gleichzeitig ist ihm wichtig, die Meinung der anderen Sportverbände einzuholen, um den Bedarf und die vorhandenen Bedürfnisse zu prüfen. In einem nächsten Schritt werden Helfer gesucht, die das Projekt mit ihrem Fachwissen im Bau, bei juristischen Angelegenheiten, dem Unterhalt oder der Finanzierung unterstützen können. Entsprechend der frühen Phase sei noch nichts spruchreif, doch es brauche immer einen Anfang. Denn er will endlich einmal Klarheit in dem Thema schaffen: «Etwas machen und auf die Schnauze zu fallen, ist besser, als nichts zu machen und unzufrieden zu sein.» 

Trainings fast nur im Ausland möglich

Eissportarten haben einen schweren Stand hierzulande. Trainingsmöglichkeiten sind auf den Breitensport und – mangels Indoor-Angeboten – auf den Winter begrenzt. Somit stossen ambitionierte Sportschüler, aber genauso Leistungssportler wie Eiskunstläuferin Romana Kaiser an ihre Grenzen. Auch die Nachwuchsrekrutierung gestaltet sich schwierig, solange keine regelmässigen Trainings im Land angeboten werden können. «Solange es keine Infrastruktur gibt, hinkt man immer etwas hinterher», so der LEIV-Präsident. Ausserdem unterstreiche die Pandemie derzeit, welches Risiko die Abhängigkeit von ausländischen Ressourcen mit sich bringt. «Wir verlieren ohne Programm jetzt Mitglieder.»  Ausweichoptionen über die Grenze sind derzeit also nicht die Ausnahme, sondern die Norm. Aber auch in der Region sind die Angebote begrenzt, was das angestrebte Projekt für ein grösseres Einzugsgebiet als Liechtenstein interessant macht. Wie Gämperli in seinem Schreiben ausführt, gibt es auf Schweizer Seite von Widnau bis Chur keine Eishalle in Normgrösse, und die Eishalle in Feldkirch sei komplett belegt. «Wir bekommen keine Eiszeiten oder nur sehr schwer und wenn, dann nur zu Randzeiten, die unmöglich sind, diese von Liechtenstein aus zu erreichen, ohne dass unsere Sportler nach Mitternacht zu Hause sind. Priorität haben immer die ansässigen Vereine.» Der EHC Vaduz-Schellenberg (2. Liga Vorarlberg) trainiert und bestreitet seine «Heimspiele» zum Beispiel in Grüsch, womit allein die An- und Rückreise gut eine Stunde beansprucht.

Ein halbes Jahr laufen die Vorabklärungen bereits. So fanden in Zürich zwei Treffen mit Vertretern der Internationalen Eishockey-Föderation (IIHF) statt, um Fakten und Informationen über ehemalige Projekte zu erhalten. «Wir haben schon einiges an Ideen und wollen auf jeden Fall alle Sportarten auf dem Eis implementieren», berichtet Gämperli. Bedeutet, dass von der Eishalle unter anderem auch Eiskunstläufer, Bobsportler (Anschiebebahn), Curlingspieler, Schulen und das breite Publikum profitieren sollen. Auch Synergien mit Sommersportarten seien grundsätzlich vorstellbar. «Es gibt verschiedene Ansprüche, aber Sachen wie Technik, Garderobe und Gastwirtschaft könnten alle gemeinsam nutzen.»

Projekt richtet sich auf fünf Jahre aus
Anders als die Initianten hinter der geplante Kletterhalle und Langlaufstätte Steg möchte Gämperli nicht den Weg über die staatliche Sportstättenförderung einschlagen, sondern strebt eine Eigenmittelfinanzierung an: «Sonst würden wir das Projekt aus der Hand geben.» Allerdings sei man dennoch auf ein Wohlwollen des Landes und der Gemeinden angewiesen. Insbesondere, um geeignete Grundstücke im Baurecht zu erhalten – seiner Meinung nach die grösste Herausforderung für das Projekt. Was potenzielle Standorte angeht, konzentrieren sich die Projektverantwortlichen auf das Tal. Eine Aufteilung in mehrere kleinere, übers Land verteilte Hallen, ausgerichtet auf verschiedene Eissportarten, sei laut dem LEIV-Präsidenten vorstellbar. Für kleinere Halle würden sich die Kosten schätzungsweise auf rund fünf Millionen, für eine grosse Halle im Zentrum auf ungefähr zehn Millionen Franken belaufen.

Mit 2025 haben sich die Verantwortlichen einen Zeithorizont gesetzt, den sie in das Projekt investieren möchten. «Bis dahin sollte etwas vorangehen. Sonst ist die Motivation nicht mehr vorhanden», ist Gämperli überzeugt. Sollte es innerhalb von fünf Jahren nicht zum Bau einer Eishalle kommen, wäre ausser «schönen Diskussionen» letztlich nichts gewesen. Wohlgemerkt wäre die ehrenamtliche Arbeit dann keinesfalls umsonst gewesen, betont der Initiant. Immerhin hätte man bei einem Scheitern Gewissheit, dass in Liechtenstein keine Eishalle gewünscht ist. Und sollte sich dies eines Tages doch ändern, könnte man auf dem laufenden Projekt aufbauen.